Die ganze Zeit sagten wir schon so Sachen wie: "Oha, da wäre ich beinahe vom Weg runtergerutscht!" - ohne zu wissen, wie schnell das Wirklichkeit werden kann.
Zum Glück ist uns das oben auf dem Skautuva auch nicht in Gänze passiert, wir konnten uns immer noch wieder abfangen, nicht zuletzt mit Hilfe der Trekking-Stöcke. Wäre auch ungünstig gewesen, denn hier oben ging man oft am Rande - und daneben ging es dann immer gut runter. Nix, woran man sich hätte halten können oder was einen aufhalten würde. Nur sehr viele harte Steine.
Nun hatten wir es ohne größere Unfälle bis hierher und nun auch wieder unter die Baumgrenze geschafft. Wie für diese Region üblich, säumte den unteren Berghang des Skautuva ein lichter, niedriger Birkenwald. Dazwischen wand sich der Pfad nun sehr, sehr, sehr steil abwärts. Ausgewaschen vom Schmelzwasser, meist gab es drei verschiedene Möglichkeiten runter zu klettern. Machte aber kaum einen Unterschied, alles steil und rutschig. Teilweise mussten wir rückwärts absteigen.
Ohne Rucksack schon eine Herausforderung, der Abstieg. Mit 25kg auf dem Rücken schwierig, bei jedem Schritt musste man genau gucken. Hier ging es halt die 626m, die wir über 7,3km schrittweise aufgebaut hatten in einem Stück auf kurzer Strecke wieder runter auf Meereshöhe.
Tja, und dann habe ich wohl einen Schritt zu viel gemacht. Das gab dann zu viel Schwung. Zum Glück - dachte ich - stand da ja vor mir eine Birke direkt am Weg. Daran wollte ich mich abfangen. Irgendwie daneben gegriffen, abgerutscht, dann aber nachgegriffen und die Birke zu fassen bekommen.
Tja, hätte klappen können. Dann kam aber der Schwung von den 25kg des Rucksacks ins Spiel und riss mich rum. Und anschließend die Birke aus dem Händen. Keine Chance sich festzuhalten.
Und dann verschwand die Birke rasant nach oben.
So ging es dann rückwärts, dazu gleich darauf kopfüber 5 Meter tief, 10 weit den Hang runter. Unten dann mit dem Rücken aufgeschlagen. Zum Glück (?) hatte ich da noch dem Rucksack auf, der hat wohl Einiges abgefedert. Trotzdem, ein krasser Tritt in den Lendenwirbelbereich folgte, wo das Tragesystem für den Hüftgurt sitzt. Das drückte erstmal alle Luft aus den Lungen.
Und dann liegt man da so, auf dem Rücken bzw. Rucksack, noch komplett daran festgeschnallt, Kopf nach unten den Hang runter, Beine oben und Hände in den Schlaufen der Trekking-Stöcke eingedreht. Kriegt man schon Panik.
Gut wenn man in solchem Gelände dann nicht alleine unterwegs ist und jemanden dabei hat, der einen erstmal losschnallen und helfen kann!
Immerhin, die Eigendiagnose ergab, dass alle Zehen sich noch bewegen lassen, also scheint der Rücken noch einigermaßen okay zu sein. Aber das gibt schon einen Schockzustand, den man zunächst mal überwinden muss. Nach etwas Trinken und Traubenzucker zitterten die Hände dann auch nicht mehr ganz so und ich konnte mir zurück auf den Weg helfen lassen.
Danach wurde dann auf dem weiteren Weg jeder Schritt ganz genau abgewogen. Zum Glück mussten wir nicht mehr weit und konnten dann zwei Tage heftigen Regen dazu nutzen um etwas zu rasten. Das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht - denn wo wir diese Nacht schlafen würden, das stand für uns noch völlig in den Sternen.
Dankbar fanden wir ein paar hundert Meter weiter eine Grillhütte mit Ofen vor, das kam dann wie gerufen.
Der Rücken tat anfangs zwar massiv weh, ich konnte mich schlecht bewegen, nach den zwar Tagen war ich act soweit für den restlichen Abstieg runter ans Meer.
Fazit (für mich zumindest): Wie nahe man oft an einem Unfall vorbeischrammt, merkt man dann, wenn tatsächlich mal was passiert. Die Ausgangssituation kommt einem dann sehr vertraut vor von vorherigen Beinaheunfällen. Nur wusste man dann noch nichts davon, wie knapp das wirklich war.
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