Samstag, 12. Mai 2018

Vom Lövsjön ans Meer (Bråviken) [Tag 9 - E32/E33]

Ab ans Meer!

Meine Weggefährtin (wir haben uns vor 2 Tagen getrennt) hat mir mitgeteilt, dass sie mir Kekse und Wasser am Shelter Bråviken zurückgelassen hat. 1,5 Liter Wasser. Das ist darum gut, weil unterwegs nur eine Quelle auf mich wartet und ich dieses Wasser dann bis ans Meer schleppen muss, wo ich kein neues bekommen kann. 2,5 Liter passen in meine Flaschen, das muss dann bis morgen reichen. Etwas mehr Wasser bedeutet jedoch, dass ich nicht gleich nach dem Frühstück weiterrennen muss, um an neues Wasser zu kommen. Also beeile ich mich, damit nicht jemand anders das Wasser findet - und den Shelter belegt (sehr klein!).

Der erste Teil der Strecke ist gewohnt hügelig aber gut zu laufen. Zwischendurch ist der Weg sogar recht eben - doch das gibt sich auch bald wieder. Auf der halben Strecke die letzte Quelle, hier betrinke ich mich mit köstlichem Wasser und filtere neues für meinen Vorrat. Und hüpfe rum, um die Mücken abzuwehren, die hier auf mich gewartet haben.

Kurz darauf wird es wieder sehr schön, sehr hügelig, sehr felsig - richtig toll. Und ich dachte, der Weg ans Meer wird nicht so doll. Interessant, was für Bilder man sich im Kopf so aufbaut - und schön, wenn man dann positiv überrascht wird.

Nach einer Ewigkeit (ich brauche natürlich länger als geplant) blitzt zwischen den Bäumen die erste Vorahnung vom Meer hindurch. Bald öffnet sich der Ausblick. Schade nur, dass es heute so bedeckt ist. Kaum am Meer, wird der Weg zusehens anstrengender. Wie sagte meine Wandersgefährtin, die hier gestern entlanggelaufen ist: "Pass bloß auf dich auf, das ist gefährlich - ich habe mich hier total verlaufen" und auch der Wanderer, den sie am Shelter traf berichtete Ähnliches. "Pff!", denke ich mir, "ich habe ja mein Garmin Navi dabei, da sehe ich ja, wo ich lang muss!". Erstmal stimmt das - aber der Pfad wird immer unwegsamer und macht einen ungepflegten und wenig frequentierten Eindruck. Immer öfter muss ich auf alle Viere runter um mit meinem Rucksack unter Bäumen hindurch zu kriechen. Ich bin wieder einmal froh um meine Trekkingstöcke. Ohne die, der blanke Wahnsinn. Ich möchte hier nicht bei Regen entlang, wenn alles entsprechend rutschig ist.

Dann passiert es. Der Weg ist weg. Nur noch Felsen. Die letzte Markierung... und dann finde ich keine Weitere. Ein Blick aufs Navi - ja, hier muss es irgendwo entlang gehen. Es gibt vage Andeutungen von Trampelpfaden - dieser verlieren sich jedoch jeweils nach wenigen Metern. Ich beginne mit dem vollen Rücksack (ich war ja gestern einkaufen und habe zudem die Wasserflaschen voll) durch die Felsen kriechen. Kein Weg. Es wird immer schlimmer, es ist nur noch klettern und ich denke die ganze Zeit "...bloß nicht abrutschen, hier fällst du lange und keiner findet dich!". Nach einer abenteuerlichen Kletterpartie finde ich den Weg zwar nicht, aber einer Fischerhütte am Meer. Und noch eine. Man würde doch meinen, dass hier ein Weg hinführt?! Fehlanzeige! Scheinbar kommen die nur mit dem Boot hierher. Mit dem Navi peile ich einen weiteren Weg an, der von der Straße zum Shelter herabführt - nach weiterem Klettern und durch die Büsche schlagen und über Bäche balancieren stoße ich endlich auf diesen Weg! Aber mir ist es immer noch ein Rätsel, wo nun der richtige Sörmlandsleden entlang ging!

Völlig erschöpft und zitterig komme ich viel später als geplant am Shelter an, total durchgeweicht.

Immerhin, das Wasser ist noch da!
Und eine Rolle Kekse!
Hurra! 
:)

Am Lövsjön.


 Quelle, ca. 3,5km hinter dem Shelter am Lövsjön.






 Die ersten Fitzel vom Meer blitzen durch die Bäume.




 Ganz schöne Kletterei.




 Hier verliert sich der Weg in den Felsen.


 Ein Schloss auf der gegenüberliegenden Seite der Meeresenge.

 Eine Fischerhütte, bildschön unter blühenden Bäumen.

 Aber ein Pfad führt nicht hierher.


 ENDLICH! Ich habe den Weg zum Shelter wiedergefunden!



Freitag, 11. Mai 2018

Shelter am See Lövsjön [Tag 8 - E32] ▲GPS▲

N58° 41.209
E16° 28.248

Ein langer Tag!
Aber endlich bin ich da, am Shelter am Lövsjön. Ein riesiger See. Der Shelter selbst liegt toll - leider wurden hier unlängst drumherum etliche kleinere Bäume abgeholzt. Der Wald fehlt nicht, es sieht aber alles sehr gerupft aus.

Das Wasser hingegen ist sehr klar - der Uferbereich, ganz unüblich, ist flach und sandig, man kann recht weit hineingehen. Oftmals ist das bei den Seen hier schwierig - glitschige Felsen erlauben hier oft nur ein Entweder/Oder. Also, entweder man lässt es - oder man geht ganz rein :)

Fotos habe ich leider kaum welche gemacht hier - ein gammliges Handyfoto am Abend und welche vom Shelter morgens. 

Dies war übrigens der einzige Tag in den 3 Wochen, in denen Regen angesagt war. Darum wollte ich auch unbedingt diesen Shelter erreichen, da für den Morgen nicht unerhebliche Mengen an Regen angekündigt waren. Ok, es wurde kurz grau. Es fielen 3 bis 4 Tropfe und ich dachte "Oh, jetzt geht es also los!". Tja, und dann hörte es auf. (Nachtrag: Bis heute (20.06.2018) verfolge ich regelmäßig das Wetter in Südschweden und seit Ende April hat es hier in der Gegend kaum geregnet - die meiste Zeit ist die höchste Brandwarnstufe ausgerufen, man darf kein Feuer machen! Auch die Quellen werden wohl wieder austrocknen, wie letztes Jahr).

 Der Shelter am Lövsjön am Morgen des 9. Tages.


Blick aus dem Shelter am Abend des 8. Tages.

Stavsjö zum Lövsjön [Tag 8 - E31/E32]

Nach dem unvermeidlichen Stress mit dem Einkaufen (Stavsjö nach Krokek und zurück) war ich dann erst gegen 17 Uhr zurück am Sörmlandsleden in Stavsjö. Und hatte noch gut 12km zu schaffen um zum nächsten Shelter am Lövsjön zu kommen. Und ein paar Meter hatte ich ja heute auch schon hinter mir...

Und entgegen meiner Befürchtungen ging es auch sofort (!) nach Stavsjö direkt mit geiler Natur weiter. Der Weg führte direkt am Wasser des Sees Skiren entlang. Womit ich meine D.I.R.E.K.T! Am Wasser! Wunderschön - vielleicht können es die Bilder ja wenigstens ansatzweise vermitteln?!

Und auch hier lohnte sich der lange Weg - man hat die Wahl: 1/4 des Weges um den Skiren herum zu laufen oder aber 3/4 der Strecke. Hat mich zwar viel Zeit gekostet - ich war eh schon spät dran und müde - aber es hat sich gelohnt!

Später verläuft der Sörmlandsleden dann sehr lange sehr geradeaus - hier befand sich wohl früher einmal eine Bahnstrecke? Ja, wie sich herausstellte, die Nunnebanan, auf deren alten Bahndamm man nun entlang wandert. 1900 - 1903 gebaut um Holz aus dem Wald holen - nachdem das Gebiet von Nonnenfaltern heimgesucht wurde (daher der Name! Deren Raupen fressen die Nadeln von Kiefern und Fichten und führen zum Absterben vieler Bäume). Die Bahnstrecke führte von Virå im Norden über Stavsjö herunter nach Kolmården am Meer, später kam noch ein Anschluss hinzu, der zu einem Sägewerk am Lövsjön führte (mehr Infos: schwedischer Wikipedia-Artikel / bzw. die deutsche, recht knappe Übersetzung).

Blick auf den Skiren


Sehr klares Wasser im Skiren.

Ja. es geht direkt am Wasser entlang. So ca. 10cm daneben! :)





Feuerstelle am Skiren




Meister der Improvisation?
Da brauchte jemand ein Kajak?
Hat er sich halt eins gebaut!




 Auch bemerkenswert: Hier sollte der Sörmlandsleden wohl unbedingt entlang gehen!
"Wie, hier ist ein Sumpfgebiet? Ach egal, bauen wir halt einen kilometerlangen Plankenweg!"
:)


Björnsjön - E4 - Stavsjö - Einkaufen in Krokek/Kolmården - Stavsjö [Tag 8 - E31/E32] ▲GPS▲

Witzig, wie das manchmal läuft. Den Abend bei Asptorp war ich schon recht verstört, wie stark man die nahe Autobahn E4 hört. Passt einfach nicht in der Natur, besonders wenn man tagelang nur Vögel und Windrauschen gehört hat (kommt auf den Wind an, versicherte mir ein älteres Ehepaar, das ich beim Wandern traf - an anderen Tagen würde man gar nichts hören.

Naja, jedenfalls hatte ich schon ein ziemlich vorgefertigtes Bild vom weiteren Verlauf des Sörmlandsleden in meinem Kopf parat. Es würde jetzt alles schlechter werden, je näher man der E4, und somit der Zivilisation, käme. Und auch zum Meer runter würde alles flacher werden, mehr Häuser und Straßen. Gerade auch, weil die letzten Etappen so wunderschön waren, fürchtete ich dies wohl. 

Als ich heute am Björnsjön aufbrach - noch einmal an Asptorp vorbei - hatte ich neben diesen Gedanken, einen stressigen Tag vor mir. Ich würde irgendwie nach Krokek / Kolmården kommen müssen, um meine Vorräte aufzufüllen. Und irgendwie zurück zum Sörmlandsleden. Und die Busverbindung war mehr als zweifelhaft (nicht existent, wie sich herausstellte) und zum Laufen war es zu weit.

Und dann?

Dann wurde alles viel schöner und problemloser als gedacht. Zunächst war auch dieser Abschnitt bis kurz vor die Autobahn richtig schön (siehe Bilder unten).

Auf der Brücke über der E4 wurde ich von unten angehupt - ein Schwede in einem offenen Saab Cabrio machte ein "rock on"-Geste zu mir, wohl ein Fan des Sörmlandsleden :)

An der Bushaltestelle unten an der Landstraße in Stavsjö wartete ich vergeblich, bis ich den Daumen raustreckte. Ein alter Volvo hielt (komischerweise sind es nie die neuen, teuren Fahrzeuge...) und ein netter Mann brachte mich bis zum ICA in Krokek (neben an ist noch ein COOP und der Bahnhof auf der anderen Straßenseite: N58°40.432 / E16°21.844)

Nach dem Einkauf (ich weiß, dummes Timing) bin ich mit dem vollen Rucksack noch umsonst 1km den Berg runter gelaufen, weil GoogleMaps dort fälschlicherweise eine Apotheke anzeigte und ich eine neue Spritze brauchte um meinen Sawyer Filter zu reinigen. Die Apotheke fand sich dann quasi in einem Wohngebiet in einem völlig unauffälligem Gebäude. War schon vorher fast da, hatte das Schild gesehen, aber nicht die Apotheke.

Zurück zum Trail war schwieriger - da es stadtauswärts in sehr unterschiedliche Richtungen geht und mich lange keiner mitnehmen wollte. Bis dann eine sehr nette Frau, die mir entgegen (!) kam, extra an einer Tankstelle umdrehte und mich zurück zum Sörmlandsleden in Stavsjö brachte.

Erst gegen 17 Uhr konnte ich hier weiterwandern und hatte noch eine ganz ordentliche Strecke bis zum Lövsjön vor mir, wo der nächste Shelter wartete...