Sonntag, 18. Juni 2017

Tolvmanstegen: Spannungsvehältnis Natur und Windkraft [Tag 43]

Nach dem Ekelidsvattnet führt der Bohusleden bald aufwärts in eine steinige Hochebene, einer fjellartigen Landschaft, geprägt durch viele Felsen, wenig Bodenbelag, niedrigem Bewuchs und vom Wind gezeichneten, kleinen Bäumen.

Mit 188 Metern der höchste Punkt dieser Etappe - man kann hier bei klarem Wetter den nördlichen Bohuslän mit Schärenhof und Meer im Westen überblicken. Das alte Bohusleden Infomaterial sprach noch von "echtem Wildnisfeeling". Klar, tolle Landschaft, ohne Frage, doch...

Inzwischen sind hier unzählige Windkraftanlagen gebaut worden. Dazu ein Netz aus Schotterstraßen, die der Bohusleden nun ständig kreuzt bzw. leider auch streckenweise auf diesen verläuft. Keine Frage, man will sicher nicht um ein Atomkraftwerk herum wandern, geschweige denn in der Nähe wohnen - Windkraft ist da schon schicker. Von weitem sieht das alles ja auch ganz hübsch aus. Ich will jetzt auch hier nicht auf die Gefahren für Vögel durch Windkraftanlagen eingehen, sicher aber auch ein wichtiger Punkt der zu betrachten ist.

Hier geht es um den Bohusleden. Und den geht man wohl, weil man sich in der Natur verlieren möchte. Weil man Städte, Menschen und auch ihre Bauwerke eine Zeit lang hinter sich lassen will. Weil man die Ruhe in der Natur genießen möchte.

Auf dieser Etappe merkt man jedoch, was es bedeutet, wenn sich nur einer der Rahmenpunkte ändert: Die Geräuschkulisse! Die Landschaft bleibt nämlich atemberaubend, wenn man mal die Windkraftanlagen ausblendet. Der Weg ist typisch Bohusleden, wenn er nicht gerade auf der Schotterstraße verläuft. Aber etliche Kilometer begleitet einen hier das Jaulen der Windkraftanlagen - zu Hause haben wir das nie so wahrgenommen, dort stehen jedoch recht hohe Anlagen. Hier auf der Anhöhe besteht dazu keine Not. Vielleicht deshalb der hohe Geräuschpegel? Und wer sich jetzt fragt, wie sich das anhört, der möge mal auf die Besucherterrasse eines Flughafen gehen und ein Ohr Richtung Rollfeld halten.

Übertrieben? Na, sicher ist es hier nicht so laut wie neben einem startenden Jet, aber es erinnert doch sehr an die Turbinen von Flugzeugen im Leerlauf. Es fallen einem nicht die Ohren ab, aber laut sind diese Modelle schon und der Turbinenlärm begleitet einen lange Zeit. Und das irritiert unglaublich. Man bewegt sich durch diese schöne Natur, tritt in Schlammlöcher, klettert über Felsen inmitten eigentlich schöner Natur. Nur mit den Ohren ist man ganz woanders.

Ich bin jetzt nicht böse um diese Erfahrung. Und ich möchte auch auf keinen Fall die Windkraft verteufeln. Ich muss aber schon sagen, dass man hier auf einen gewaltigen Kontrast stößt, zwischen wunderschöner Natur und Energiegewinnung.

Schon zum 2. Mal - denn bei Lunden (das ist etliche Etappen weiter südlich) stößt man auf ein Wachhaus, eine Gedenkstätte. Hier sollte einmal ein Atommüll-Lager gebaut werden, inmitten der schönsten Natur. Dies wurde damals jedoch von Aktivisten verhindert, die hier 24 Stunden am Tag Wache hielten. Vielleicht im weiten Rahmen vergleichbar mit den Protesten in Gorleben und dem dortigen Aktivistendorf. 

Bohuleden - Windkraft am Tolvmanstegen

Bohuleden - Windkraft am Tolvmanstegen


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