Freitag, 9. Juni 2017

Waschen on Tour [Tag 34]

Hygiene, abwaschen von Geschirr und Waschen von Kleidung ist für den Wanderer am Bohusleden und anderen Trails in Schweden wirklich kein Problem, gibt es doch überall Wasser im Überfluss.

Da packen viele zu Hause erstmal irgendein Waschmittelchen ein. Hoffentlich kein Spüli oder Duschgel! Aber für diesen Zweck bieten Outdoorläden ja zahlreiche biologisch abbaubare Waschmittel an, meist Multifunktions-Waschmittel, für Körper, Geschirr und Kleidung in einem.*

Ganz wichtig dabei: Sind die Mittel auch noch so biologisch abbaubar - Keinesfalls darf man sich, seine Kleidung oder das Geschirr damit direkt im See, Bach oder Fluss waschen! 

Biologisch abbaubar bedeutet nicht, dass man das Zeug in den See kippen darf! Der Abbauprozess dauert eine ganze Weile und funktioniert nur, wenn man sein Abwaschwasser im Boden versickern lässt, der entsprechend mit Pflanzen bewachsen ist, die das aufnehmen und abbauen können. Das bedeutet - wenn man schon ein Waschmittel verwendet - dann muss man sich eben eine Schale Wasser aus dem See holen und dann darin waschen. Oder man hängt den Wasserbeutel an einen Baum und wäscht sich so weiter weg vom Gewässer die Haare mit dem Zeug. Genauso muss auch Zahnpasta nicht in den See gespuckt werden.

Die Seen, Flüsse und Bäche sind hier die Trinkwasserversorgung für alle Wanderer!

Keiner kann auf diesen langen Etappen sein Trinkwasser mitnehmen. Und niemand will irgendein Outdoor-Waschmittel im Trinkwasser oder im Tee haben, egal wie toll abbaubar das auch laut Kennzeichnung sein mag.

Auch wir haben so ein Waschmittel dabei, bisher aber kaum gebraucht. Zum Geschirr abwaschen braucht man es schlicht nicht, das geht so. Man muss halt nicht alles betonfest eintrocknen lassen - und selbst wenn: Dann weicht man es eben etwas ein! Wäsche ist in der Regel auch kein Problem ohne Mittelchen, wenn es mal ganz arg ist, dann bleibt ja die Methode mit dem Wassersack, eine Schüssel haben wir nicht dabei. Sich selbst kann man auch so waschen, lediglich ab und zu baue ich mir die "Dusche" mit dem Wassersack am Baum auf, um mal die Haare mit etwas von dem Zeug zu waschen, wenn reines Wasser nicht ausreichend erscheint.

Achja, das Zeug ist stark konzentriert, man sollte also immer ganz, ganz wenig verwenden. Vielleicht zu Hause schon mal üben, es schäumt nicht ganz so dolle wie gewohnt, das ist aber kein Grund mehr zu nehmen (siehe dazu Nachtrag unten).

Positiver Effekt: Man braucht wirklich nur ein ganz kleines Minifläschchen, 40ml werden mit etwas Einteilung wohl die 2 Monate halten. Eine Menge, die mancher zu Hause schon bei einem einzigen Mal verbraucht. Für mich persönlich auch eine ganz gute Erfahrung - wenn ich zurückkomme, dann werde ich auch da noch vorsichtiger dosieren. Die Umwelt freut es auch dort.
*erst während der Reise hörte ich von Dr. Bronners 18-in-1 Seife (früher als Magic Soap bekannt), die es bei DM geben soll, man könne sich sogar die Zähne damit putzen (was wohl wirklich gut geht, nur für manche einen blöden Geschmack hinterlässt). Andererseits hört man, dass es wirklich angenehm ist, sich damit zu waschen (besonders in der Variante Pfefferminz), viele Leute meinen ihre Akne würde damit besser und der Bart besonders weich. Es gibt wohl etliche Varianten, u.a. auch komplett ohne Duftstoffe. Alle Inhaltsstoffe sind auf pflanzlicher Basis (vegan) und vollständig biologisch abbaubar. Dazu schreibt sich das Unternehmen auf die Fahnen fairen Handel und faire Löhne für Mitarbeiter, Zulieferer und Bauern zu ermöglichen, Tierversuche werden ebenso nicht durchgeführt.

Wie dem auch sei - selbst ausprobieren. Wir haben auf unserer Reise sowohl Wilderness Wash von Sea to Summit als auch die Travel Soap von fibertec dabei gehabt. Ja - klappt! Schäumt jetzt vielleicht nicht maximal, aber man kann sich gut damit waschen. Auftrag erfüllt. Bei fibertec muss ich jedoch ganz deutlich warnen: Die Flasche ist großer Mist! Warum so derbe Worte? Nun, wenn man reine Reiseseife verkauft, sollte man dann nicht vielleicht auch eine Verpackung verwenden, die mehr aushält als zu Hause im Schrank zu stehen? Auch die kleinere Flasche von fibertec ist eigentlich ungeeignet - sie besitzt einen Klick-Verschluss. Der ist allerdings so leichtgängig, dass man sich gut vorstellen kann, wie es dann im Rucksack "Klick" macht und die Suppe ausläuft. Nachtrag: Auf meine eMail hin hat sich der Geschäftsführer von fibertec aufrichtig entschuldigt - ja, es gab dieses Problem, damit hatten auch andere Kunden Probleme. Es hatte den Ursprung in einem verschlissenen Werkzeug beim Flaschenzulieferer. Und auch der Klick-Verschluss sei nicht zu 100% sicher - gab wohl Kunden, bei denen andere Gegenstände im Rucksack die Flasche aufgedrückt hätten. Fortan würde man wieder auf Schraubverschlüsse setzen. Auch wenn in der Vergangenheit Kunden nach dem komfortablen Klick-Verschluss gefragt hätten.

Fazit: Will man auf Nummer Sicher gehen, muss man das Zeug wohl in ein kleines Nalgene-Fläschchen umfüllen. Die sind bekannt für ihre Robustheit, da bricht nix ab, da klickt nix - die sind einfach dicht (Anmerkung: Bei Gewürzen, Salz u.ä. unbedingt darauf achten, dass der Rand oben sauber ist, das ist die Dichtfläche!). Kosten nur 1-Euro-Peng so eine Flasche - hält aber monatelang...



Unglaubliche Mengen in den Abfluss:
In dem Kontext (Seife) noch mal ein Wort zum Thema Duschgel & Co. zu Hause. Jeder wird das bestätigen können: Die Herstelle designen ihre Flaschen zunehmend so, dass die Öffnung möglichst groß ist - möchte man unter der Dusche oder beim Abwaschen mit rutschigen Fingern etwas Duschgel oder Spülmittel herausdrücken, so macht es - selbst wenn man vorsichtig ist - oft genug GLOBB und man hat einen Riesenbatzen Waschmittel in der Hand, im Waschbecken oder gleich unten in der Dusche. Vorteil für die Hersteller: Du kaufst schneller Nachschub, sie verdienen mehr. Nachteil für die Umwelt: Immer mehr von dem Mist kommt ins Abwasser. Und wir gewöhnen uns an die Mengen, die wir verwenden. Nach meiner Reise zeigte ich verschiedenen Leuten das kleine Fläschchen oben und erwähnte, dass ich es selbst nach 2 Monaten nicht aufgebraucht hätte. Ungläubiges Wundern war die Reaktion. Klar jeder weiß ja, was er so verbraucht im Alltag - und wahrscheinlich ist es auch jedem schon passiert, dass eine Menge auf einmal herauskam. Eine Menge, die mehr war, als was in diesem kleinen Fläschchen ist (40ml). Eine Menge, die sonst 2 Monate und länger halten könnte. Und dann ist das normale Duschgel in der Regl auch nicht biologisch abbaubar - im Gegenteil hat es dann mitunter noch Microgranulate und sostwas drin, was garantiert nicht abgebaut werden kann und auch im Klärwerk Probleme macht.

Alles nur Schaum:
Wieso verwenden wir also nicht im Alltag solche Seifen? Nun, wir sind an die riesigen Mengen gewöhnt, die wir uns an den Körper und in die Haare schmieren. Und beim Abwaschen gilt leider oft das Prinzip Viel-hilft-viel. Naja, es gibt Bio-Seifen, Alternativen für Körper und Geschirr - das "Problem" dabei ist: Sie schäumen oft nicht so stark. Und für Max Mustermann bedeutet das leider oft: schäumt nicht = also macht auch nicht vernünftig sauber = muss ich mehr nehmen. Blöd nur, dass viele Menschen nicht wissen: Der Schaum sagt nichts über die Reinigungswirkung aus! Gar nichts. Das ist einfach eine Assoziation die wir verinnerlicht haben - die die Hersteller uns eingepflanzt haben. Es muss schäumen und cremig sein! Klar mag das angenehm sein und das Waschen mit einem schwach schäumenden Duschgel gewöhnungsbedürftig - aber das alles sagt nichts über die Reinigungswirkung und die Hautverträglichkeit aus. Im Gegenteil geben Hersteller sogenannte "foaming agents" (meist irgendwelche Zusatzstoffe, die ein normaler Mensch kaum ausprechen kann oder verborgen hinter einer Zusatzstoffnummer) zu ihren Produkten hinzu - nicht, damit die Waschwirkung oder Verträglichkeit besser ist - nein, weil vielen Menschen eben das Gefühl haben: Kein Schaum = Duschgel kaputt = macht nicht sauber. Und da bleibt es eben an uns, uns von diesem Gefühl zu lösen, weniger zu nehmen und vielleicht auch umweltverträglichere Duschgels & Co zu verwenden. Diese kosten vielleicht ein paar Cent mehr - aber wenn man etwas weniger nimmt als gewohnt (und fast jeder nimmt eh zu viel) dann kommt man am Ende sogar noch billiger davon. Und spült weniger von dem Mist in unser Wasser. Wasser, dass irgendwann auch zu uns zurückkommen soll, dass wir wieder trinken wollen...

Und es kann auch nicht schaden Hersteller zu boykottieren, die uns ganz offensichtlich verarschen wollen. Denn wer die Öffnungen extra groß macht und dann mega-große Vorratsflaschen anbietet, die man unter der Dusche eh nicht vernünftig dosieren kann - der hat nur eins im Sinn: Profitmaximierung. Und das auf Kosten der Umwelt und unseren Geldbeutel.

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